Liebe Leserin, lieber Leser,
die Koffer sind gepackt, das Auto vollgetankt, die Vorfreude groß: Endlich ging es gestern in den langersehnten Urlaub. Zwar nur 6 Tage über Pfingsten, aber der erste Urlaub seit letztem Sommer.
Die letzten Tage waren extrem stressig: vieles wollte im Büro und zu Hause noch erledigt werden. Die Kirchenzeitung fertigstellen und in Druck geben. Noch den Videogottesdienst für kommenden Sonntag aufzeichnen. Einkäufe, mit den Nachbarn das Blumengießen klären. Ach ja – sie kümmern sich auch um das Rausstellen der Mülltonne.
Und gestern dann: Nichts wie weg! Ab in die Sonne.
Hier regnet es aktuell ein wenig, das trübt die Stimmung aber keineswegs. Der Ausblick auf die See entschädigt für alles.
Der Wunsch nach Entspannung ist in diesen Zeiten der Einschränkung, aber auch gerade in unserer Gesellschaft sehr hoch, schließlich wird High-Performance gefordert. Wir vermissen es, einfach nur zu leben, um des Lebens willen. Einfach nur etwas zu tun, das einem selbst gut tut.
Im Urlaub soll jetzt genau dieses Bedürfnis, das man das ganze Jahr hat, innerhalb von wenigen Tagen ausgefüllt werden.
Ähnlich stresst man auch seine eigene Seele: Morgens beim Zähneputzen die Losungen, unterwegs im Auto der 2-Minuten-Podcast und zwischendurch, wenn gerade Zeit bleibt ein kurzes Gebet. Damit hat man seine Pflichten auch bei Gott erfüllt: Check! Doch Moment: Gott ist doch kein Sportcamp, in dem man wieder Leistung bringen muss.
Vielmehr ähnelt er einer Insel, die zum Ausruhen einlädt. David hat diese Insel für sich entdeckt, denn er schreibt:
„Bei Gott allein findet meine Seele Ruhe!“
psalm 62,2
Damit macht er deutlich, dass er bei Gott nicht auf der Flucht ist, sondern sich bei ihm zurücklehnt.
Gott möchte auch unserer gestressten und angsterfüllten Seele gut tun. Sie darf bei ihm entspannen, ohne zeitlich unter Druck zu stehen. Sie darf bei ihm loslassen, was ihr nicht gut tut und ihr die Freude nimmt. Gott selbst möchte sie erquicken.
Gottes Wunsch auf der einen Seite, der stressige Alltag auf der anderen Seite: Aufgaben und Pflichten versperren uns den Weg zu dieser Insel. Lieber verzichten wir auf die Zeit mit Gott, weil anschließend doch ohnehin kein Ergebnis sichtbar ist. Tatsächlich?
Wahrscheinlich müssen wir unserer Seele häufiger die Chance geben, bei Gott Ruhe zu erfahren. Und dann bewusst darauf achten, wie wir uns dadurch verändern. Wer weiß – vielleicht wird gerade bei Gott unser tiefes Bedürfnis nach Ruhe gestillt.
Ihr und Euer Daniel Groß