Das Wort zum Tag

Liebe Leserin,
lieber Leser!

Haben Sie einen Balkon? Haben Sie eine Terrasse? Oder reißen Sie morgens einfach das Fenster auf, um etwas vom Wetter mitzubekommen? Gehen Sie vielleicht schon früh spazieren? Oder erst am Vormittag? Es gibt so viele Möglichkeiten, den Tag zu begrüßen, sich auf die kommenden Stunden einzustellen, wenn wir morgens aus dem Bett gekrochen kommen und anfangs noch durch einen Schleier das Licht des Morgens hineinlassen in unsere Köpfe und unsere Seelen.

Heute morgen – und heute ist Donnerstag, genau die Mitte dieses Monats – habe ich noch leicht verpeilt den Tag mit einer Tasse Kaffee gegrüßt. Wenn ich noch nicht richtig denken kann, kommen mir doch schon Verse in den Sinn. Dagegen kann ich mich manchmal kaum wehren. Heute kamen diese:

Morgensonne scheint auf den Balkon.
Vögel schwätzen auf der Balustrade.
Sitze still dabei und träum davon,
endlich wieder mal zu reisen. Schade.
Dem Virus ist die Ausgangssperre einerlei.
Heute ist Balkonien der letzte Schrei. 

Ja, ich muss zugeben: die reine und ungetrübte Freude an der Morgensonne,  und an dem, was sie verspricht, kommt auch bei mir nicht jeden Tag auf. Zu beschränkt sind die Zeiten. Zu beschränkt sind die Regeln. Zuviel Ärger und Angst liegen in der Luft, wenn man mit anderen ins Gespräch kommt. Wir wollen Freiheit, heißt es in einem Kirchenlied. Wir wollen uns wieder treffen dürfen. Wir wollen wieder reisen; Besuche machen; die vier Wände hinter uns lassen. Ist es Zufall, dass mir folgender Vers aus dem Buch der Sprüche in den Sinn kommt? 

„Wer geduldig ist, der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit.“

Sprüche 14,29

Ja, ich behaupte nicht, weise zu sein. Denn Geduld ist schwer. Sie fordert mich. Sie fordert uns. Aber ich muss zugeben, der alte Salomo, dem diese Sprüche zugeschrieben werden, hat sie passend für unsere pandemischen Zeiten formuliert. Also, liebe Leserin und lieber Leser, lassen wir uns auf diesen Impuls ein. Üben wir uns in Geduld. Seien wir weiser als viele andere um uns herum und begnügen wir uns noch eine Zeitlang mit Balkonien. Wie schön wird es sein, wenn die Freiheit uns dann irgendwann wieder küssen wird. 

Bleiben Sie fröhlich und gesund!

Ihr Tom Damm