Das Wort zum Tag

Meine Gedanken gehen zurück: … Anfangs war es schon nervig, wenn Kinder mir dieses Wort hinterherriefen. Ich hörte es mehrmals die Woche: „Makgoa!“ „Weiße!“. 

Dieses verbreitete Rufwort für hellhäutige Ausländer bezeichnet grammatikalisch noch nicht einmal Menschen (dann hieße es Bakgoa), sondern Dinge („Ma“): Ihr weißen… ja was, wenn keine Menschen? Vielleicht passt Fremdlinge… .

Wer anders aussieht, einen anderen Namen trägt, eine andere Sprache spricht, wirkt befremdend. Überall auf der Welt. Im Laufe der Zeit lernte ich, gelassen mit dem Ruf „Makgoa“ umzugehen und ihn vor allem nicht persönlich zu nehmen. 

In einer Gesellschaft wie der unsrigen mit ihrem Bildungsniveau und dem Anspruch reflektiert zu leben, ist es jedoch absolut traurig und nicht tolerierbar, wenn Alltagsrassismus immer noch täglich Menschen verletzt, benachteiligt und ihnen Teilhabe verwehrt. Benachteiligt bei der Wohnungs- und der Jobsuche. Vor allem jedoch das ständige Erleben und Ertragen müssen von Vorurteilen, Ablehnung, Hass oder aber von übertriebenem Mitleid. 

#againstdiscrimination – Gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Für Menschenrechte.

Dies ist das Motto der aktuellen Menschenrechtskampagne der Vereinten Evangelischen Mission, über die ich das Privileg hatte, knapp sieben Jahre im südlichen Afrika zu leben und zu arbeiten. Ein Satz noch zu dieser Zeit in Botswana: Das „Makgoa“ war nur wie ein winziges Haar in einer ansonsten vorzüglichen Suppe. Die mir und meiner Familie entgegengebrachte Gastfreundschaft, Wertschätzung und Hilfsbereitschaft war mehr als beeindruckend. 

Die deutsche Kultur ist vielleicht in vielem korrekt, in manchem aber auch steril freundlich. 

Wie gehe ich selbst und wie gehen Sie mit Menschen um, die fremd und anders erscheinen? Ich zumindest kann nicht behaupten, dass Alltagsrassismus für mich kein Problem wäre. Gut, ich zeige es vielleicht nicht, aber in meinen Gedanken ertappe auch ich mich bei Vorbehalten und Stereotypen. Und manches, was „man einfach so sagt“, kann auf andere diskriminierend wirken, etwa wenn von der „südafrikanischen“ oder der „britischen“ Virusvariante gesprochen wird. Wenn manche zudem bewusst Unfrieden säen und vom „China-Virus“ reden, wird aus Unreflektiertheit Berechnung und gelebter Rassismus. Ähnliches gilt für Homophobie und andere Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung.

„Wer aber bist du, dass du deine Nächsten verurteilst?“

Jakobus 4, 12

Dieses Zitat aus dem Jakobusbrief flankiert die VEM-Menschenrechtsaktion.

Das Bild gefällt mir. Es entlarvt unser oft gedankenloses Verhalten, was wir „liken“ (immerhin 3 Sterne für „zu mainstream“ und „zu viele“) und was nicht. 

Nur nicht aus der Norm fallen? Welche Norm eigentlich? Dass wir alle Gottes Kinder sind!? Wunderbar von ihm geschaffen, vielfältig und individuell!? Dass er seine Sonne über uns alle aufgehen lässt!? Dass seine Liebe allen Menschen ohne Unterschied und ohne Bevorzugung gilt!?

Lehre mich, Gott, mich selbst anzunehmen, so wie ich bin.
Lehre mich, meinen Nächsten anzunehmen und zu lieben, wie er/sie ist.
Lehre mich, meinen Nächsten anzunehmen und zu lieben, wie er/sie ist.
Lehre mich Vertrauen und Offenheit, die meine Angst zähmen. Amen

Ihr/Euer Achim Dreessen