Da war er wieder. Der Regenbogen mitten im Sturm. Am vergangenen Wochenende zogen gleich zwei Sturmtiefs über uns hinweg, am vergangenen Donnerstag das Sturmtief Klaus und am vergangenen Samstag Luis. Der Wind warf trockene Äste von dem Baum vor unserem Haus. Wir hatten Angst und Sorgen, sie könnten auf unser Auto herabfallen. Die Kunststoffbedachung unserer Terrasse klapperte unermüdlich. Die Sitzelemente draußen wurden hin- und hergeschoben. Zweimal musste ich einen Gartensessel aus unserem Gartenteich fischen. Dicke schwarze Wolken zogen auf und zogen wieder ab. Kurze, heftige Regenschauer zogen über die Felder. Und zwischendurch, für ein paar Augenblicke, kam die Sonne raus. Was für ein Naturschauspiel. Schwarze Wolken und helles Sonnenlicht. Auf einmal war er da, der Regenbogen. Haben Sie ihn auch gesehen? Ein riesiger Bogen, der sich nahezu über ganz Schwerte erstreckte.
Im Frühjahr letzten Jahres wurde der Regenbogen wieder neu zu einem Hoffnungszeichen mitten im Lockdown. Damals konnten wir uns noch nicht vorstellen, wie lang die Einschränkungen dauern könnten. Damals malten Kinder einen Regenbogen und hängten das Bild in die Fenster. Nicht nur in Schwerte. Überall in Deutschland und auf der ganzen Welt.
Ich denke an die Geschichte von Noah.
Auch Noah erlebte einen Sturm. Eine klimatische Katastrophe und eine persönliche Lebenskrise. Würden er und seine Familie dieses Unwetter überleben? Hat die Welt noch eine Chance?
Mitten im Chaos, als der Sturm noch tobte, als die Wellen noch gegen die Arche schlugen, als noch kein Ende in Sicht war, gedachte Gott an Noah. Dieser Satz (1. Mose 8,1) klingt so unbedeutend, so nebensächlich, kaum wahrgenommen, und doch beginnt hier die Wende. Die Rettung. Der Neuanfang. Mitten in der schlimmsten Krise, als alles über Noah zusammenbrach, gedachte Gott an Noah.
Steigende Infektionszahlen. Der Inzidenzwert, der sich in Richtung 100 entwickelt. Impfstraßen, die immer noch nicht ausgelastet sind. Impfstoffe, die nicht geliefert werden. Vermeintliche Nebenwirkungen, die verunsichern. Eine drohende dritte Welle. Ein möglicher dritter Lockdown.
Da gedachte Gott an Noah.
Du bist ein starker Turm.
Du bist das Auge im Sturm.
Du sprichst zum aufgewühlten Meer
meiner Seele in mir, Herr:
Friede mit dir, Friede mit dir!
Wie schön, dass der Regenbogen uns immer wieder daran erinnert.
Ihr Hartmut Görler