Das Wort zum Tag

Liebe Leserin,

lieber Leser!

Ein Freund, ein guter Freund, 
das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.
Ein Freund bleibt immer Freund
und wenn die ganze Welt zusammenfällt.

Heute habe ich einen Ohrwurm. Das kennen Sie sicher. Und dieser Wurm singt in meinem Ohr mit der Stimme von Heinz Rühmann. Das können nur noch die älteren Generationen nachvollziehen, fürchte ich. Jetzt gehöre ich wohl auch dazu. Nun ja, ich nehme dies zum Anlass, mit Ihnen etwas über Freundschaft nachzudenken. 

Als erstes muss ich feststellen, dass meine 4-5 besten Freunde eine wirklich große Bedeutung in meinem Leben haben. Ihnen verdanke ich, dass ich mich gemocht und gewollt fühle. Sie müssen einiges ertragen, wenn es mir mal nicht gut geht. Aber sie bekommen auch meine Freude, meine Zuwendung und mein Lächeln zu spüren. Heinz Rühmann hat irgendwie Recht. Oder vielmehr die Comedian Harmonists, von denen der Song stammt. Danke, liebe Freunde, dafür, dass wir soviel miteinander teilen. 

Ein klein wenig tiefer will ich mit Ihnen noch einsteigen in unser Thema. Denn die alten keltischen Christen kannten eine besondere Art von Freundschaft, die Seelen-Freundschaft. Fast alle von ihnen hatten eine(n) Anam Cara, einen Seelenfreund, eine Seelenfreundin. Das war ein ganz bewusst gewähltes, inniges Freundschaftsverhältnis, das oft ein Leben lang währte. Mit einem Seelenfreund teilte man viel mehr als mit einem Kumpeln. Der irische Philosoph und Christ John O’Donahue schrieb dazu: 

„Wenn du dich einer Person weit öffnest, 
voller Wertschätzung und Vertrauen, 
voller Wertschätzung und Vertrauen, 
dann fließen eure zwei Seelen zusammen. 
Diese tiefe empfundene Verbundenheit bedeutet, 
dass du deinen Anam Cara gefunden hast, deinen Seelenfreund. 
Dein Seelenfreund erkennt stets das Licht und die Schönheit in dir 
und dein wahres Ich. 
Wenn du mit einem Seelenfreund gesegnet bist, 
hast du den heiligsten Ort gefunden: Dein Zuhause.“

Das wünsche ich mir, und Sie sicher auch: Bei einem geliebten Menschen das finden, was wir so schön und heimatlich mit „unserem Zuhause“ benennen: sich rundum wohl fühlen, angenommen sein, geliebt sein, sich fallen lassen können und auftanken. 

Spannend finde ich, dass die alten keltischen Christen Jesus Christus als den tiefsten Anam Cara bezeichnen. Hier finde ich wieder, was den Evangelisten Johannes gegenüber allen anderen so auszeichnet: Er stellt uns Jesus als den vor, der Freunde sucht und findet: 

„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Niemand liebt mehr als derjenige, der sein Leben für seine Freunde einsetzt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiß nicht, was sein Herr vorhat. Euch habe ich aber Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“

Johannes 15,12-15

Wir dürfen mit Gott befreundet sein. Gott, der uns in Jesus Christus begegnet, will nicht Untertanen, will keine Befehlsempfänger, er sucht unter uns Freundinnen und Freunde, die ihm ihr Herz öffnen und mit ihm Freundschaft leben. Das gefällt mir. Mein Gottesverhältnis als Freundschaftsverhältnis. Und ich versuche nun, durch die Stimme von Heinz Rühmann hindurch Jesus zu hören, wie er mich lächelnd ansingt:

Ein Freund, ein guter Freund, 
das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.
Ein Freund bleibt immer Freund
und wenn die ganze Welt zusammenfällt.

So einen Freund will ich haben. So ein Freund will ich sein.

Ihr Tom Damm