Das Wort zum Tag

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten: Am Samstag Morgen nicht schnell mit dem Auto die Brötchen vom Lieblingsbäcker holen oder am Wochenende ganz bewusst den Wagen überhaupt nicht bewegen – und sich lieber dafür selbst. Aber auch in unzählig vielen anderen kleinen Entscheidungen tragen wir alle mit dazu bei, ob Energie gespart oder vergeudet wird. Selbst ökologische Trends sind dabei zu hinterfragen: Der Umstieg von Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb klingt vernünftig und umweltbewusst. Man sollte sich zuvor vielleicht aber fragen, ob man nicht zumindest auf eins von zwei oder mehr seiner Autos verzichten könnte. Es soll übrigens auch Menschen geben, die bewusst auf ein eigenes Auto verzichten. Wenn ich in Schwerte Lastenfahrrädern begegne, geht mir das Herz auf, oder Menschen, die mit Rolli oder Rucksack zu Fuß einkaufen gehen. 

Was ich, in aller Unvollständigkeit, für den Bereich Mobilität andeute, gilt gleichermaßen für die anderen Bereiche unseres Lebens: Wohnen, Reisen, Kleidung, Freizeitverhalten u.v.m. Warum ich darüber schreibe? Mir ist bewusst, dass es ein unbequemes Thema ist, dass es Angst und ein schlechtes Gewissen machen kann, und dass selbst bei bestem Bemühen kaum jemand in der Lage sein wird, sein Leben klimaneutral zu führen. 

Aber die Zeit drängt! Anfang der Woche las ich, dass im Atlantik der Golfstrom an Geschwindigkeit verliert. Gleiches gilt in den höheren Luftmassen mit dem Jetstream. Die Gefahr wird immer größer, dass das Klima kippt. Wenn wir an den gefürchteten „Point of no return“ gelangen, wird eine Umkehr nicht mehr möglich sein. Dann werden sich die Klimaprozesse so sehr beschleunigt haben, dass sie nicht mehr zu stoppen sind. 

Warum ich darüber schreibe? Ich denke an unsere eigenen Kinder und an unseren Enkel, und ich denke an die Kinder dieser Erde. Ich denke aber auch an die Menschen in jenen Ländern unseres Planeten, wo der Klimawandel ihnen schon jetzt die Lebensgrundlage entzieht. Landwirtschaft ist nicht mehr möglich, Salzwasser überschwemmt die Äcker und flutet Brunnen, Dürren setzen Menschen, Tieren und Pflanzen zu.

Und wir? Auf der einen Seite sind wir uns unserer Verantwortung bewusst: Wir kaufen bio, steigen um auf Elektro. Dies sind gute und ganz wichtige Schritte, aber noch zu wenige und nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wer zudem meint, mit seinem Tun sein Gewissen zu beruhigen, macht es im Grunde wie Pontius Pilatus und wäscht seine Hände in Unschuld.

Können wir die Welt noch retten? Dazu müssen alle mitmachen. Diese Wahrheit führt uns jedoch auch das Dilemma vor Augen: Möchten wir etwa den 1,4 Milliarden Menschen in China den Wohlstand und die Annehmlichkeiten des Alltags vorenthalten, die wir selbst genießen und die für uns oft schon selbstverständlich sind?!

Das Thema Klimaverantwortung ist so drängend aber auch so schier unlösbar, dass es mich schmerzt. Trotzdem möchte ich mich auch diesen unbequemen Fragen stellen, auch wenn ich damit manchen als Spaßverderber erscheine. 

Ich möchte mich solchen schmerzhaften Fragen gerade auch in der Passionszeit stellen. Manchmal ist es zum Schreien, zum laut Klagen: Mein Gott, mein Gott, (warum) hast du uns verlassen?

Trotzdem möchte ich mich diesen (Über)Lebensthemen stellen, denn Jesus sagt ja gerade nicht, dass wir uns mit dem Glauben in unsere eigene, kleine heile Welt zurückziehen sollen. Ihm nachzufolgen, so Jesus, heißt auch umzukehren, bewusst etwas sein zu lassen und anders zu leben. Seine Einladung ihm nachzufolgen ist aber immer verbunden mit der wunderbaren Verheißung, dass wir Gott vertrauen dürfen. Glaube kann Berge versetzen.

Martin Luther wird das Zitat zugeschrieben:

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Martin Luther

Welch ein wunderbares Bild! Letzten Samstag habe ich selbst ein Apfelbäumchen gepflanzt. Er möge ein Bild sein für Schritte auf dem Weg zu einem (klima)freundlichen Leben.

Welchen Apfelbaum haben Sie gepflanzt? Welchen werden Sie pflanzen? Welche Bäume können wir gemeinsam pflanzen? 

Ich wünsche Ihnen/uns einen grünen Daumen – und Gottes Segen!

Ihr/Euer Achim Dreessen