Das Wort zum Tag

Liebe Leserin,
lieber Leser!

Gestern schrieb ein Bekannter auf Facebook: Es ist Fastenzeit. Ich verzichte auf Kino und Theater. Natürlich sollte das ironisch gemeint sein und war auf den Lockdown gemünzt, der uns alle in seinem schmerzhaften Griff hält. Aber mir kommen noch andere Gedanken dazu. Und die möchte ich mit Ihnen teilen, auch wenn meine Kollegin Claudia Bitter schon vorgestern über das Verzichten in der Fastenzeit geschrieben hat. Jetzt quäle ich Sie und widme mich noch einmal dem Thema. Weil es so schön ist. Nein, Scherz. Weil es diese Tage prägt und uns wertvolle Impulse zu geben vermag. 

Ja, ich weiß, die meisten Menschen heute halten Verzicht für eine überflüssige Tugend. Der Zeitgeist hält uns eher dazu an, immer mehr Besitz anzuhäufen; zu schoppen, was das Zeug hält; uns mit schönen Dingen zu umgeben; zu nehmen, was wir bekommen können. Ja, das alles macht manchmal Laune, und wir schöpfen gern aus dem Vollen. Und dann spüren wir durchaus auch mal die Grenzen: wenn das Geld knapper wird am Ende des Monats, oder wenn die Waage schreit: Es ist Zeit, sich zu beschränken. 

Sich zu beschränken, das kann wirklich guttun. Ich versuche in diesen sieben Wochen bis Ostern, gesünder zu leben und darüber hinaus mal ganz auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten. Ich übe mich jedes Jahr in diesem oder jenem Verzicht. Es ist tatsächlich eine Übung. Was schaffe ich? Kann ich das? Meistens kann ich das. Aber nicht immer ist es mir gelungen. Schön ist es, ein neues Gefühl für sich selbst in dieser Zeit zu bekommen. Es stärkt mich, merke ich, in diesem oder jenem mal konsequent zu sein. Und an dem großen Fest, an Ostern, kann ich ein Glas Wein dann wie wahnsinnig genießen. Der Unterschied machts! So wünsche ich mir und Ihnen in dieser Fastenzeit, dass wir wieder ein Stück mehr zu uns selbst kommen; dass wir unnötigen Ballast abwerfen; und dass wir Zeit und Energie gewinnen für Wesentliches: die Menschen um uns herum; aber auch ein neues Bewusstsein für die Quelle und das Ziel unseres Lebens, für Gott, dessen Lebendigkeit wir an Ostern wieder feiern werden. 

Gern sage ich es auch in Versen, wie Sie wissen. Und damit schließe ich. Haben Sie eine – trotz allem – segensreiche Passionszeit!

Ihr Tom Damm

Für manche ist es Unsinn schlicht 
zu üben ernsthaften Verzicht.
Doch weil wir in der Fastenzeit,
üb ich mich in Bescheidenheit.

(Auch wenn der Lockdown sowieso 
verhindert, dass ich lebensfroh 
mein Leben recht genossen hab, 
weil es die Möglichkeit nicht gab.)

Zu manchem Luxus sag ich nein.
Stattdessen lass ich Gottes Schein 
in meine müde Seele ein, 
um aufmerksamer Mensch zu sein.