Liebe Leserin, lieber Leser,
„Wo du sprichst, da muss zergehen, was der starre Frost gebaut;
Denn in deines Geistes Wehen wird es linde, schmilzt und taut…“.
An diese Worte aus einem alten Kirchenlied (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 552, Vers 3) habe ich in der vergangenen Woche oft gedacht: beim Schneeräumen, Eiskratzen, Aufwärmen der kalten Hände und Füße.
Die Winterkälte und der „starre Frost“ werden bald „zergehen“, davon bin ich überzeugt.
Anders sieht es mit der Starre im Lockdown aus. Woche für Woche stockt nun schon der normale Lauf des Alltagslebens – ich habe manchmal das Gefühl, in mir festzufrieren.
Der Corona-Winter scheint kein Ende zu nehmen und lässt die Seelen wie unter Frost erstarren.
Und doch gilt das, was das Kirchenlied sagt, auch für ihn!
Wo Gottes Geist weht, löst sich jede Starre, ob Frost oder Corona. Denn der Geist weht in uns, öffnet unsere Herzen und Sinne, lenkt unseren Blick dorthin, wo das Leben ist: auf die kleinen Begegnungen in Alltag, auf die Nachrichten, die uns online, telefonisch oder – ganz altmodisch – mit der Post erreichen.
Und genau wie bereits jetzt unter Schnee und Eis die ersten Blumen auf das Tauwetter warten wirkt in uns der Geist des Lebens.
Geben wir ihm Raum! Tauen wir auf!
Ihr Klaus Johanning