Vergangenen Sonntag. Vergangenen Montag, Knapp 20 Familien machen sich auf den Weg zum Johanneshaus. Dort startet ein Stationslauf, eine Schnitzeljagd, hätte ich früher gesagt. Ein Laufzettel erklärt ihnen die Wegstrecke. Das Kindergottesdienstteam hat sich was einfallen lassen. An verschiedenen Standorten stehen Einmachgläser und Plastikboxen bereit. In den Einmachgläsern finden sich Teile einer biblischen Geschichte. Von dem Freund, der um Brot bittet (Lukasevangelium Kapitel 11), eine Geschichte, die zum ausdauernden Gebet ermutigt. In den Plastikboxen finden sich Backzutaten, mit denen die Familien zuhause gemeinsam ein Brot backen können. Eine großartige Idee. Mit viel Zuspruch. Kindergottesdienst im Einmachglas. Kirche unterwegs. Familienfreundlich. Innovativ.
Diese Aktion ist Predigt an sich. Die Familien sind unterwegs. Sie gehen mal hier hin und mal dort hin. Und überall finden sie, oft ein wenig versteckt, einen Schnipsel einer biblischen Geschichte. Sie finden Gottes Wort. Unterwegs. Sie finden Gott. Auf ihrem Spaziergang.
Dass wir Menschen unterwegs sind, ist ein uraltes biblisches Motiv. Es findet seine Ausgestaltung in den Erzählungen des Volkes Israel, das jahrzehntelang nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten in der Wüste unterwegs ist. Das wandernde Gottesvolk. Und während das Volk Israel unterwegs ist, macht es immer wieder Gotteserfahrungen. Mal in der Gestalt einer Wolke. Mal in der Gestalt eines Feuers in der Nacht. Mal als konkrete Hilfe. Mal mit zehn Geboten, die das Miteinader gewährleisten sollen.
Und Sie? Wohin sind Sie unterwegs? Ganz konkret an jedem Morgen. Oder innerlich, im Stillen, im Verborgenen.
Wir sind unterwegs. Selbst wenn wir Stillstand erleben. Das Leben ist immer in Bewegung. Wir gehen mal hierhin, mal dorthin. Wir biegen nach rechts, mal nach links. In der Regel geht unser Weg niemals nur geradeaus. Unser Leben ist manchmal wie eine Schnitzeljagd. Wir sind wie das wandernde Gottesvolk. Aber Gott geht mit. Auf dem Weg des Lebens werden wir immer wieder Einmachgläser finden und Plastikboxen. Gottes Wort an unserem Weg. Gottes gute Gaben, manchmal etwas versteckt, und doch für uns bereitgestellt.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Pfarrer Hartmut Görler