Das Wort zum Tag

Liebe Leserin, Lieber Leser,

„Endlich geht dieses Jahr zu Ende!“ Vielleicht denken Sie wie ich: Abhaken und vergessen; morgen neu anfangen! — Wenn dies so einfach wäre. Die Herausforderungen der Pandemie, aber auch des Klimawandels und ungezählter weiterer Probleme werden uns auch 2021 begleiten. 

Ich habe mir vorgenommen, schon im Blick auf das zuende gehende Jahr barmherzig zu sein. 

Denn das vor uns liegende Jahr wird, so die Jahreslosung, sehr viel mit Barmherzigkeit zu tun haben. 

Ich möchte damit schon jetzt beginnen. Denn erstens geht es mir und den meisten von uns in Deutschland nach wie vor sehr gut, trotz vielem, was an Schwerem geschah. Wenn wir etwas zurücktreten und nicht nur auf uns selbst blicken, sondern auch das Schicksal anderer Menschen in den Blick nehmen, so hilft dies, die eigene Situation mit Barmherzigkeit und Milde zu betrachten. Vielen ging es viel schlechter. Wenn wir zudem erkennen, wo wir alles bewahrt wurden, ist sogar tiefe Dankbarkeit spürbar.

 Wenn ich mich löse von dem furchtsamen Starren auf die Pandemie und mich abwende vom Klagen und Sorgen, dann weitet sich mein Blick, und mir fällt sogar soviel Positives aus dem Jahr 2020 ein: insbesondere die Geburt unseres Enkelkindes und das wunderbare Glück, sein Lachen, seine Freude und sein Entdecken immer neuer Fähigkeiten und Dinge mitzuerleben, wenn auch meist nur per Videoanruf und aus der Ferne. 

In meinem persönlichen Jahresrückblick entdecke ich zudem, wie bei einem Adventskalender, immer mehr Türchen, hinter denen sich in diesem Jahr etwas Schönes und Beglückendes geöffnet hat: dass wir im Sommer die Sächsische Schweiz erwandern durften und das wunderschöne Dresden besuchten; dass es um Schwerte herum viel Natur gibt, die mit Fahrrad und zu Fuß bestens zu erreichen ist; dass es Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen gab die mich begeisterten, Gespräche und Begegnungen die mich berührten, Freundschaften die so gut tun, Familie die stärkt, ja selbst eine Zahn-OP ist rückblickend ein Segen.

Wie bei einer Waage spüre ich bei meinem persönlichen Jahresrückblick, dass trotz manch sehr trauriger, verunsichernder, ärgerlicher und schmerzhafter Dinge, die in der Minus-Waagschale liegen, auf der anderen Seite in der Plus-Waagschale weitaus mehr an Gutem liegt, als ich anfangs ahnte.

Zumindest im Blick auf mein eigenes Leben werde ich so, am Ende dieses Jahres, barmherzig mit dem was war. 

Ich danke Gott von Herzen für das Schöne und Gute, sowie für Bewahrung, Kraft und Zuversicht.

Ich bitte Gott aber auch für all diejenigen, die in diesem Jahr sehr viel Schweres durchleiden mussten und die jetzt, an der Schwelle zum neuen Jahr, nicht wissen, wie es für sie weitergehen wird.

Vielleicht, nein bestimmt, möchte Gott im Blick auf sie auch meine Barmherzigkeit und Liebe im kommenden Jahr. So wie es in der Jahreslosung für 2021 heißt: 

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

Lukas 6,36

Barmherziger Gott, 
in deine Hände legen wir dieses zuende gehende Jahr 
mit all dem was war an Schönem und an Schwerem.
Wir danken dir für deine Güte und Barmherzigkeit
und bitten dich für uns und das neue Jahr:
Lass uns achtsam und liebevoll unseren Lebensweg gehen,
barmherzig zu anderen und uns selbst,
erfüllt von Zuversicht und Freude.
Denn du begleitest uns, Gott,
du, unser barmherziger Vater,
heute, morgen und in Ewigkeit. Amen

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr!

Ihr/Euer Achim Dreessen