#Krippenträume
Haben Sie noch Träume? Und hier wird es doch persönlich: Hast du noch Träume?
Jetzt nicht den Traum von der Impfung, die uns erlöst aus den Zwängen der Pandemie, sondern Träume davon, wie die Welt eine bessere werden kann, Ideen, die sich zu verfolgen lohnen, Wünsche, denen du nachsinnst, Sehnsüchte, die in deinem Leben noch offengeblieben sind, Visionen, die nicht aufgehen im harten Alltag? Hast du noch Träume?
Habt ihr noch Träume – vielleicht hat das einer von den Hirten gefragt, als da plötzlich die Engel waren und zu ihnen Gottes Botschaft brachten. Vielleicht hat einer dieser hartarbeitenden Landarbeiter gefragt: Sag mal träumst du? Wer glaubt denn von uns an Engel? Vielleicht hat er gedacht: Das haben wir doch alles hinter uns. Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Ich mache hier nur meine Arbeit. Was anderes kann man nicht von mir verlangen.
Und ein anderer hat gesagt: Wie, losgehen, in einen Stall in Bethlehem? Ich kenne die Ställe dieser Welt, weiß wie es da aussieht. Da macht mir keiner was vor. Was soll ich da? Was soll davon besser werden? Was soll denn noch kommen?
Und überhaupt: Was ist denn mit Weihnachtsstimmung? Was soll ich bei einem Kind im Stall von Bethlehem, wenn ich so gar nicht in Stimmung bin?
So könnten die Hirten gefragt haben, wollten von Träumen und Sehnsüchten vielleicht nichts wissen.
Trotzdem erzählt die Weihnachtsgeschichte, dass sie sich auf den Weg gemacht haben. Da lag Hoffnung in der Luft, die Chance, dass doch nicht alles so bleibt, wie es immer ist. Das war so unglaublich, dass sie sich auf den Weg gemacht haben. Man stelle sich vor: Ein Wunder geschieht und keiner geht hin, um das Wunder zu sehen. Weil niemand dran glaubt, weil keiner Hoffnung und Träume und Sehnsüchte hat. Was für eine Schande wäre das. Also gehen sie los. Und du und ich vielleicht auch. Unseren Weg zur Krippe.
„Geh hin zur Krippe und lass das Wunder in dich hinein, dass deine Träume noch lange nicht ausgeträumt sind.“ Da fängt das Wunder an. Bei deinen Träumen. In diesem Jahr kannst du deine Träume neu entdecken. Beim Kind im Stall in der Krippe fängt auch dein Wunder an. Vielleicht gerade in diesem Jahr, in dem wir alle die Normalität zu Weihnachten vermissen müssen. Da ist doch Platz für etwas Neues, oder?
Ihre Pfarrerin Claudia Bitter