Das wort zum Tag

Neulich auf einem Spaziergang. Auf dem Naturerlebnispfad im Schwerter Wald. Nicht weit von dem Platz entfernt, wo wir zwei Freiluftgottesdienste am Heiligabend gefeiert hätten. Am Wegesrand ein paar marode Schilder.

Richtig – Falsch – Falsch – Richtig.

Ganz offensichtlich gehörten zu den Schildern früher einmal Klappdeckel mit einer Aussage zu den umstehenden Bäumen. Die Deckel fehlen. Mutwillig abgerissen oder vom Zahn der Zeit aufgefressen. Und trotzdem bleibe ich stehen.

Richtig – Falsch – Falsch – Richtig.

War es richtig, dass wir die Heiligabendgottesdienste abgesagt haben? Der Schmerz der Entscheidung nagt noch an mir. Ja, ich denke, es war richtig angesichts der immer noch steigenden Infektions- und Todeszahlen. Wir dürfen dem Virus keinen Anlass geben, von einem auf den anderen Menschen zu springen

Richtig – Falsch – Falsch – Richtig.

Wie oft frage ich mich das im Leben? Immer wieder muss ich mich entscheiden. Immer wieder muss ich das eine tun und das andere lassen. Dann frage ich mich: was ist richtig? Was ist falsch? Wenn ich das wüsste! Manchmal kenne ich die Antwort. Manchmal erahne ich sie. Manchmal habe ich keinen Ansatz. Ich muss mich einfach entscheiden und meinem Bauchgefühl vertrauen. Soll ich die Arbeitsstelle wechseln oder ausharren? Soll ich die sich anbahnende Partnerschaft wagen oder mich zurückziehen? Soll ich in ein Seniorenheim gehen oder schaffe ich es zuhause? Lasse ich mich operieren oder nicht? Nicht immer sind die Entscheidungen so umfassend. Die meisten Entscheidungen sind klein und alltäglich. Und trotzdem quält mich die Frage: Was ist richtig? Was ist falsch? Die Lebenserfahrung hilft uns manchmal bei Entscheidungen. Auch die Vernunft. Auch ein guter Rat von Weggefährten. Oft muss ich einfach auf meine innere Stimme hören. Ist es die Stimme von Gott? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Aber ich darf darauf vertrauen, dass Gott mitgeht, egal wie ich mich entscheide. Und das soll und kann mir Mut machen, eine Entscheidung nicht zu lange vor mir her zu schieben. Ich darf mich entscheiden, auch wenn ich nicht weiß, was richtig und was falsch ist.

Denn Gott verspricht in Jesus Christus: 

Ich bin bei dir alle Tage bis an der Welt Ende. Oder, um es mit einem alten Liedvers auszudrücken: Wo ich gehe, wo ich stehe, ist der liebe Gott bei mir. Wenn ich ihn auch niemals sehe, weiß ich dennoch: Gott ist hier. 

Ihr Hartmut Görler