Das Wort zum Tag

Donnerstag, 07. Mai 2020

Noch besser als Autokino!

Autokino (Foto: clubmotor auf Q52 auf Deutsch)

Autokino, nun auch Autogottesdienste und die erste Autotrauung – Corona macht erfinderisch, und erfinderisch sein gefällt mir: ausgetretene Pfade verlassen, neue Wege gehen, kreativ und ohne den Anspruch, das Rad immer neu erfinden zu müssen ( das Autokino erreichte bereits in den 1950er und 1960er Jahren Kultstatus). Autokino boomt wieder, denn Menschen sehnen sich nach Gemeinschaft und nach Unterhaltung.

Für mich ist das Autokino nur eine Notlösung, denn trotz seines innovativen Scheins bleibt es alten Denkmustern verhaftet: Es huldigt dem Genuss des bequemen, aber für das Klima höchst problematischen Individualverkehrs. Deshalb überlegte ich, ob es nicht möglich sei, mit dem Fahrrad ins Autokino zu fahren und einen Klappstuhl mitzunehmen. Damit würde ich aber wohl „etwas“ aus dem Rahmen fallen, hätte zudem Probleme mit der Tontechnik und vermutlich würde mir wegen der Abstandsbeschränkung der Einlass verwehrt. So habe ich den Gedanken verworfen, zumal es mir auch nicht wirklich gefallen würde, zwischen farbig lackierten Autoblechen im Freien sitzend einen Kinofilm zu betrachten.

Deutlich innovativer und zudem klimafreundlicher als Autokino erscheint mir eine Idee der Anwohner aus dem Drosselweg in Hohenlimburg. In ihrer kleinen Straße ohne Durchgangsverkehr hatten sie zu Beginn des Corona-Lockdowns die Idee, jeden Samstag Abend zu einer bestimmten Uhrzeit vor die Haustür oder auf den Balkon zu treten und unter Einhalten aller Abstandsregeln eine kleine Nachbarschaftsparty zu feiern – mit Musik und, wer mag, auch mit Tanz. Am Ende der Party wurden Wunderkerzen entzündet. Jung und Alt teilten so über Wochen eine ganz besondere Freude und es kam zu vielen guten Gesprächen über den Gartenzaun. Einige Anwohner teilten mit kleinen Videos ihre Begeisterung  im Internet, so dass auch Radio Hagen von dieser besonderen Gemeinschaftsaktion erfuhr und einen schönen Beitrag über die Feiern im Drosselweg sendete.

Lebensfreude mit anderen zu teilen ist wunderbar, und es geht, wie man sieht, auch ohne Kommerz und sogar klimafreundlich. Eine tolle Idee, noch besser als Autokino.

Mir fällt dazu eine Geschichte von Jesus ein. Sie wird oft am Palmsonntag gelesen: Die Freude der Menschen, als Jesus in Jerusalem einzog. Sie feierten ihn als den von Gott gesandten König, mit Hosianna und mit auf den Weg gelegten Palmzweigen. Jesus selbst hätte wohl auch ganz auf den Einzug verzichten können, aber er spürte, wie wichtig die Freude und das Gemeinschaftsgefühl für die Menschen war. Jesus verzichtete aber bewusst auf Prunk, er wollte keine Show. Vielleicht wäre er, wenn es bereits Fahrräder gegeben hätte, damals auf dem Drahtesel in Jerusalem eingezogen. So aber ritt er ganz bewusst auf einem Esel, dem Lasttier der armen Leute, authentisch, glaubwürdig und zudem Ressourcen schonend. Ein König des Volkes, dem die Freude der Menschen wichtig war und der Gottes Gebote als gute Weisungen zum Leben lebte und lehrte, ein Vertrauen in Gott und eine achtsame und liebevolle Haltung, die auch nachhaltig allen Menschen und der gesamten Schöpfung dient.

Ich wünsche Ihnen Freude, herzliche Gemeinschaft mit anderen und viel Kreativität.

Ihr Achim Dreessen