Das Wort zum Tag

Gründonnerstag, 09. April 2020

„Wer Ostern kennt, braucht nicht verzweifeln“

Foto: epd-Bild

Liebe Leserin, Lieber Leser,

Dieser Satz stammt von Dietrich Bonhoeffer. Heute vor 75 Jahren, in der Morgendämmerung des 9. April 1945, wurde er im Konzentrationslager Floßenbürg durch den Strang hingerichtet. 

Für viele Christinnen und Christen ist der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer heute ein Vorbild. 

Das war nicht immer so. Im Gegenteil: In den evangelischen Kirchen in der Nazizeit hielten ihn zahlreiche Vertreter für einen Störenfried, der keinen Kompromiss mit der Staatsführung akzeptierte. 

Als 1953 die erste große Gedenkfeier für Bonhoeffer im einstigen KZ Flossenbürg stattfand, blieb der bayerische Landesbischof Meiser demonstrativ fern. Und noch bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts wurde Bonhoeffer in Zeitungsartikeln und Leserbriefen immer wieder als „ehrloser Vaterlandsverräter“ und „nichtswürdiger Verbrecher“ beschimpft. Von daher mahnt uns sein heutiger Todestag, Menschen und Ideen nicht zu instrumentalisieren und zu vereinnahmen. 

Die Texte und Gedichte Bonhoeffers geben heute weltweit Millionen Menschen Kraft. Getragen vom Glauben machen sie Mut zu einem solidarischen Handeln – und sind deshalb auch in Zeiten von Corona mehr als aktuell. Deshalb nun einige Zitate und Verse von Dietrich Bonhoeffer: 

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir sie brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.“

„Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt sondern sie für sich in Anspruch nimmt.“

„Wer die Auferstehung Jesu Christi gläubig bejaht, der kann nicht mehr weltflüchtig werden, er kann aber auch nicht mehr der Welt verfallen, denn er hat mitten in der alten Schöpfung die neue Schöpfung Gottes erkannt.“ 

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“

Liebe Leserin und lieber Leser,

Ostern bedeutet, dass Gott diese Welt fest in seiner Hand hält, dass er stärker ist als der Tod. Das galt für die Schreckens-Zeiten, in denen Bonhoeffer starb, das gilt genauso für diese ungewissen Tage, in denen wir jetzt leben. Mit dieser Gewissheit feiern wir miteinander wieder Ostern.

Ihr Achim Dreessen