Das Wort zum Tag

Sonntag, 05. April 2020

Ich sitze alleine an meinem Schreibtisch, während ich überlege, was ich dieses Mal als „Wort zum Tag“ verfasse. Ein Ort, an dem ich in letzter Zeit sehr viel Zeit verbringe. Nicht unbedingt der Schreibtisch, aber doch zu Hause. Daheim. In den eigenen vier Wänden. Und das ganze zwei Wochen schon. Wir sollen ja alle zuhause bleiben, nur raus gehen, wenn es unbedingt nötig ist. Kontakt zu anderen Menschen meiden und schon gar nicht in der großen Menge auftauchen.

Es ist Palmsonntag. Daran dachte ich direkt, als ich ein Thema für dieses Wort zum Tag suche.

Palmsonntag. Jesus zieht in Jerusalem ein – und ich kann nicht hin. Ich bin angehalten, zu Hause zu bleiben. Und es gibt auch keinen Livestream. Was würde ich nicht alles geben, um dabei sein zu können. Einmal Jesus ganz nah kommen.

Jetzt findet das ohne mich statt. Und viele andere sind auch nicht dabei.

Ich stelle mir vor, wie das gewesen sein muss. Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem und keiner bekommt das mit. Die Straßen sind wie leer gefegt. Die zwölf Jünger laufen einfach hinterher, wie sie das schon immer getan haben. Jesus reitet den gewundenen Weg hinauf zum Stadttor. Die Hufe klappern auf dem Pflaster.

Kein Mantel dämpft den Tritt.
Keine Palmzweige wedeln frische Luft zu.

Ich bin ja nicht der einzige, der nicht hin kann. Alle anderen können auch nicht dabei sein. Und Jesus? Der reitet einfach weiter. Eselsstur. Das ist gut. Denn eigentlich kam es ihm damals nicht auf die Menge an. Er brauchte keine Klicks und Likes. Für Gott ist es auch nicht wichtig, ob wir an einem bestimmten Ort dabei sein können. Er freut sich, wenn wir ihm vertrauen. 

In vielen Gebeten in der Bibel erzählen Menschen, dass sie sich einsam fühlen. So wie viele heutzutage vielleicht auch. Sie können nicht dort sein, wo sie es gerne wollten. Das sagen sie Gott, mal leise seufzend, mal mit wütenden Worten. Sie tun das so lange, bis sich ein anderes Gefühl breit macht, bis sie vertrauen können, dass Gott sie hört.

Und Palmsonntag findet auch heute zuhause statt. Für viele auch allein.

Das ändert aber nichts an der Geschichte. Jesus zog nach Jerusalem. Er hatte einen Auftrag zu erledigen. Gott den Menschen so nahe bringen, wie nur ein Mensch es selbst tun kann. Die große Geste war nicht sein Ding. Er nahm kein Pferd. Er nahm den Esel. Ein Lasttier. Sinnbildlich für die Last, die er auf sich nahm. Es ist gut, dass Jesus das machte.

Und es ist völlig egal ob mit oder ohne Publikum.

Er tut es!
Für dich und für mich!


Eine gesegnete Karwoche. Seid behütet!

Ihr und euer Daniel Groß