Das Wort zum Tag

Donnerstag, 02. April 2020

Ein Ziel vor Augen

Liebe Leserin, liebe Leser,

Amor schießt mit seinem Bogen Pfeile der Liebe ab. Robin Hood kämpft mit seinem Langbogen für Entrechtete. Buddhistische Mönche üben sich beim Schießen in der Meditation. Sportler*innen erzielen mit ihren Hightech-Wettkampfbögen Spitzenergebnisse, und ihre Treffer mitten ins Gold werden dabei mit 10 Punkten belohnt. Die Einschussstellen auf meiner Scheibe weisen mich definitiv nicht als Meisterschützen aus. Doch darum geht es mir nicht. Einen Ausgleich haben und zur Ruhe kommen sind für mich Anreiz und Freude genug.

Es ist der Corona-Zeit zu danken, dass ich mir wieder meine Scheibe aufgestellt habe. Andere gestalten ihren Garten schön, renovieren, betätigen sich handwerklich oder handarbeiten. Viele greifen zu einem schönen Buch, treiben Sport oder genießen das Frühlingswetter beim Spaziergang.

Weil gegenwärtig viele Angebote außer Haus nicht mehr möglich sind, hat man plötzlich viel Zeit zu Hause. Das klingt anfangs verlockend, kann aber irgendwann umschlagen: Lagerkoller. Besonders schmerzlich sind die fehlenden direkten Sozialkontakte. Man vermisst die Gemeinschaft mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten. 

Vor dem 20. April wird sich wohl auch nichts ändern. Ob und in wieweit dann die einschränkenden Schutzmaßnahmen gelockert werden, können wir heute noch nicht sagen.

Viiiel Zeit zu Hause, Zeit auch zum Grübeln und zum sich Sorgen. 

Wir stehen noch vor der Welle. Was bedeutet das? Wie wird unser Alltag in einer Woche aussehen – oder in einem Monat – oder einem Vierteljahr? Wie geht es uns gesundheitlich, finanziell, psychisch? Wie geht es dann Menschen, die uns nahestehen? Wie geht es der Wirtschaft?

Wir wissen es heute nicht. Doch ich spüre, dass mich solche Gedanken nach unten ziehen, ja, dass sie lähmen können. 

Und ich muss an die Geschichte aus dem Alten Testament denken, als der junge David mit dem Riesen Goliath gekämpft hat. Nur mit einer Steinschleuder bewaffnet hat David den Riesen bezwungen. Das gesamte Heer Israels hingegen war vor Angst wie gelähmt. Der Anblick des übergroßen Feindes hatte sie erstarren lassen. 

Heute trägt der Riese einen anderen Namen: Corona. Wie David kommt es für mich, für uns darauf an, nicht auf Corona zu starren und uns von der Sorge und der Angst lähmen zu lassen oder abzutauchen in unsere eigenen vier Wände und in unsere persönlichen Überlebensstrategien – wenn es sein muss mit unsolidarischen Hamsterkäufen oder mit ergatterten FFP2-Masken, die durch unseren Gebrauch jedoch dem medizinisch-pflegerischen Berufsgruppen vorenthalten werden.

Es geht auch anders: Wenn ältere Helferinnen und Helfer nicht mehr ehrenamtlich bei der Tafel mitarbeiten können, springen nun Jüngere ein. Student*innen werden als Erntehelfer*innen aktiv. Und die vielen Held*innen des Alttags lassen sich nicht von ihrer Angst besiegen, denn sie wissen: Unser Dienst hilft anderen. Gemeinsam werden wir auch die Corona-Krise meistern.

Nur die wenigsten dieser Menschen betreiben Bogenschießen. Doch sie verwenden dieselbe Technik:

Sie lassen sich nicht lähmen von Sorge und Angst, sondern haben ein lohnenswertes Ziel im Blick. 

Auch wenn sie ihren eigenen Dienst an manchen Tagen nur empfinden mögen wie ein Tropfen auf dem heißen Stein – es ist ein Tropfen, und viele Tropfen werden zu einem Strom, der das Feuer löscht und neues Grün hervorbringen wird.

Ein gutes Ziel vor Augen haben – David hat vor allem sein Vertrauen in Gott geholfen. 

Auch der Beter des 121. Psalms weiß um dieses gute Ziel: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. 

Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht.“

Es ist dieser Blick, der die Angst vor dem Riesen nimmt und der Kräfte freigesetzt, die man sich selbst, die aber auch andere einem so nicht zugetraut hätten. 

Mögen Sie heute und in den kommenden Tagen ein gutes Ziel vor Augen haben!

Ihr Achim Dreessen


Geistliche Impulse

Gebete, mutmachende Texte, Erinnerungen an beglückende und stärkende Erfahrungen im Glauben und in der Gemeinschaft – in diesen Zeiten, in denen wir soziale Kontakte reduzieren und auch in der Gemeinde keine Treffen, keine Gottesdienste möglich sind – in diesen Zeiten wollen wir als Geistliche der Gemeinde – Pfarrerinnen, Pfarrer, Prädikantinnen, Prädikanten – kleine Texte ins Netz stellen.Beten Sie mit, denken Sie mit, singen Sie mit – wir hoffen auf die stärkende Kraft des Glaubens und der Gemeinschaft.

Wenn Sie mögen, reagieren Sie auch gern per E-Mail oder telefonisch.

Ihr Pfarrteam


In den kommenden Tagen finden Sie unter dem jeweiligen Wort zum Tag hier die Links zu den vergangenen Beiträgen!