Das Wort zum Tag

Sonntag, 22. März 2020

Es ist manchmal schon beklemmend, wie sich in diesen Tagen unser aller Leben radikal verändert. Jeden Tag erreicht uns eine neue Nachricht, wie wir uns verhalten sollen. Was heute noch gut und empfohlen war, ist morgen vielleicht schon nicht mehr richtig… Kommt eine Ausgangssperre, die mich hindert Sonnenstrahlen in diesen schönen Frühlingstagen zu genießen, sofern ich keinen Garten besitze?  Und was kommt noch auf uns zu? Zumal ein Ende noch nicht abzusehen ist, da der Corona-Virus offenbar noch keineswegs seinen Höhepunkt erreicht hat.

Und daran können wir in diesen Tagen spüren, wie verletzlich und fragil unser Leben ist. So vieles verändert sich. Und ich merke, manchmal macht das Ungewisse mir Angst. Zu gerne möchte ich am Liebsten doch, dass alles so bleibt, wie ich es kenne und mag.

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.

(Joh 12, 24)

So sagt es der Wochenspruch für diese Woche.

Leben wandelt und verändert sich stetig, es bleibt nicht stehen. Auch ich habe schon manche Durststrecken und Dunkelheiten überstehen müssen. Ich weiß aber auch, man wächst daran. Und dieses Wachsen durch Krisen hindurch, das ist es, was wir in diesen Zeiten hoffentlich auch erfahren dürfen. Vielleicht wächst ein neues Bewusstsein dafür, was wirklich wichtig ist. 

Wie freuen sich dieser Tage die Großeltern gefühlt noch mehr als sonst über die beiden Kinder, wenn wir abends „nur“ ein Videotelefonat machen, weil man sich nicht sehen kann. Und auch sonst, so viele Dinge relativieren sich; der kleinliche Streit mit dem Nachbarn, das Unkraut im Garten, das Gehetztsein durch Termine und Fristen. Irgendwie ist das alles plötzlich so unwichtig.

Natürlich gibt es auch genau das Gegenteil: Menschen, die nur an sich denken, rücksichtslos Toilettenpapier, Desinfektionsmittel und andere Dinge hamstern, die gebotene Distanz zum Anderen nicht einhalten und einfach nicht verstehen wollen, wie ernst die Lage ist.

Daran zeigt sich deutlich, dass in  der Krise  nicht nur das Rettende, sondern auch das Schlimmste im Menschen zum Vorschein kommt.

Und doch: lasst uns das Kleine, das Zarte nicht verachten. Das, was im Dunklen keimt und wächst, was ans Licht drängt und wachsen und Frucht bringen will. Die Liebe, die von sich absehen kann und sich hingibt für die anderen. Ärztinnen und Ärzte, die Pflegenden, die Kassiererinnen im Supermarkt. Und noch so viele mehr. Sie machen ihre Arbeit, gehen an ihre Grenzen, bis zur Erschöpfung. Sie setzen sich dem Risiko aus zu erkranken, um zu helfen, um die Schwachen und Kranken nicht allein zu lassen. Dort wo auch junge Menschen für ihre kranken und alten Nachbarn einkaufen gehen.

Ja, es wächst auch das Rettende in diesen Tagen.

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“  Mit diesem Bild  spricht Jesus von sich selbst, von dem Tod, der ihm bevorsteht – und von dem neuen Leben, zu dem Gott ihn erwecken wird. Denn Gott wird durch ihn zeigen: er schafft Leben, selbst dort, wo es eigentlich gar nicht mehr geht.

Auch wir werden wieder aufleben, werden wieder all das tun dürfen, was Freude macht. Vielleicht werden wir es umso mehr genießen, nach dieser Zeit des Rückzugs.
Gott ist bei uns, selbst dann, wenn alles trostlos erscheint. Er gibt uns die Kraft, Frucht zu bringen, Gutes zu bewirken.
Darauf will ich vertrauen.

Ihr Daniel Groß

Korn, das in die Erde

  1. Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
    Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt –
    Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
    Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
  2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
    wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
    Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
    Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
  3. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
    unser Herz gefangen in Gestrüpp und ­ Dorn –
    hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
    Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Geistliche Impulse

Gebete, mutmachende Texte, Erinnerungen an beglückende und stärkende Erfahrungen im Glauben und in der Gemeinschaft – in diesen Zeiten, in denen wir soziale Kontakte reduzieren und auch in der Gemeinde keine Treffen, keine Gottesdienste möglich sind – in diesen Zeiten wollen wir als Geistliche der Gemeinde – Pfarrerinnen, Pfarrer, Prädikantinnen, Prädikanten – kleine Texte ins Netz stellen.Beten Sie mit, denken Sie mit, singen Sie mit – wir hoffen auf die stärkende Kraft des Glaubens und der Gemeinschaft.

Wenn Sie mögen, reagieren Sie auch gern per E-Mail oder telefonisch.

Ihr Pfarrteam


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