Ansprache zur Gemeindeversammlung

Liebe Gemeindeglieder, seit unserer letzten Gemeindeversammlung ist viel passiert, viel Schönes und viel Herausforderndes. 

Foto: Adobe Stock – neirfy

Als nun der Pharao das Volk hatte ziehen lassen, ließ Gott es einen Umweg machen und führte es durch die Wüste zum Schielfmeer.

Ich persönlich erlebe diese Zeit als anstrengenden Umbruch oder – um in der biblischen Bildsprache zu bleiben – als Wüstenwanderung. Wir sind unterwegs. Wir lassen die vermeintlich schöne Vergangenheit hinter uns und haben eine unbekannte Zukunft vor uns.

Ein einschneidendes Ereignis, das vieles verändert hat, war der Abschied von Pfarrer Klaus Johanning. Denn mit seinem Abschied war früh klar: seine Stelle wird nicht wieder besetzt. 

Sie wird für immer eingezogen. Klaus Johanning fehlt, als Seelsorger in unserer Gemeinde, als Kollege in unserem Team, als Mensch. 

Als ich 2014 nach Schwerte kam, gab es noch 6 Pfarrstellen in unserer Gemeinde. Dann nur noch 5. Jetzt nur noch vier. Wir können dankbar sein, dass wir für eine gewisse Zeit Anthea Haacke als Pfarrerin im Probedienst bei uns haben. Ich persönlich bin dafür dankbar, dass sie hauptsächlich mich entlastet und einen Großteil meiner Schwerpunktaufgaben übernommen hat. Aber Anthea Haacke wird nur vorübergehend hier sein. Sie kann sich bald auf eine freie Pfarrstelle bewerben.

Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.

In dem Vertrauen, dass Gott uns auf unserem unbequemen Weg begleitet, hat das Presbyterium den Wegfall der fünften Pfarrstelle sehr ernst genommen. In vielen Sondersitzungen hat es unter externer Begleitung von Frau Enders beraten, welche Veränderungen in der Gemeindestruktur notwendig sind, um auch in Zukunft lebendige Gemeinde zu sein.

Schon bald stellte sich heraus, dass das bisherigen Denken in Bezirken nicht mehr funktioniert. Parallel dazu hat das Presbyterium beschlossen, an der Stadtkirchenarbeit festzuhalten. Sie ist weiterhin eine Anlaufstelle für viele Menschen, die nicht zur Kerngemeinde gehören. Aber bei den drei anderen Pfarrstellen drei Bezirke anzudocken, machte keinen Sinn. Vor diesem Hintergrund hat das Presbyterium beschlossen, die bisherzige Bezirksstruktur aufzugeben und die gesamte Gemeinde als einen Bezirk zu denken.

Damit war aber sogleich eine weitere Frage verbunden: wenn die bisherigen Bezirkspfarrerinnen und -pfarrer keine Bezirke mehr haben, wie werden sie dann in der Gemeinde verankert? 

Das Presbyterium hat darauf hin beschlossen, dass alle vier verbleibenden Pfarrstellen funktional und nicht bezirklich zu denken sind. Was herausgekommen ist, wissen Sie: Pfarrer Damm ist gesamtgemeindlich verantwortlich für Stadtkirchenarbeit. Pfarrer Dreessen begleitet verschiedene diakonische Institutionen und die Ehrenamtlichen vor Ort. Pfarrerin Bitter ist Ansprechperson für Seelsorgefragen und die Verantwortliche für Senior*innenarbeit, und ich bin Ansprechperson für Kinder, Jugendliche und Familien. 

Aber wie gesagt: ich bin heilfroh, dass Anthea Haacke mich genau in diesem Bereich entlastet; denn ich gebe ehrlich zu: der Vorsitz des Presbyteriums hat mich mehr als ausgefüllt. Dazu eine kleine Nebennotiz: ich bekomme echt Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, dass ich das, was Anthea Haacke großartig gestaltet, wieder übernehmen soll. Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll.

Dem Presbyterium war auch wichtig, für Sie deutlich zu machen, wer von uns Pfarrerinnen und Pfarrer für was ansprechbar ist. Auch diese Regelung kennen Sie möglicherweise: Claudia Bitter für Beerdigungen und Seelsorgefragen, Tom Damm für Brautpaare, Achim Dreessen für Tauffamilien und ich für Familien, die ihre Kinder zum Konfirmandenunterricht anmelden wollen. Apropos Beerdigungen: damit alle Pfarrerinnen und Pfarrer in der Verteilung von Beerdigungen berücksichtigt werden, haben wir seit Anfang des Jahres die Beerdigungen tageweise verteilt. Allerdings merken wir, dass wir damit eine neue Schieflage geschaffen haben; denn Claudia Bitter hat etwa die Hälfte aller Beerdigungen übernommen.

Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste. Sie sagten Ihr habt uns in die Wüste geführt und die ganze Gemeinde wird an Hunger sterben.

Mein Eindruck ist: der größte Schmerz bei den Strukturveränderungen mit der Reduzierung der Gottesdienste verbunden. Einige Gemeindeglieder sprechen tatsächlich davon, dass ein geistlicher Hunger nicht gestillt wird, wenn wir in der Fläche die Anzahl der Gottesdienste ausdünnen.

Dem Presbyterium war aber damals klar: wenn mit der Pensionierung von Klaus Johanning ein Fünftel der pastoralen Ressourcen wegfällt, ist es eine logische Konsequenz, auch ein Fünftel der Gottesdienste zu streichen. 

Sie kennen die neue Regelung: in der St. Viktor Kirche finden auch weiterhin verlässlich an jedem Sonn- und Feiertag Gottesdienste statt, in Villigst, auf der Schwerterheide und in Geisecke zwei Gottesdienste im Monat und in der St. Christophorus Kirche ein Gottesdienst pro Monat. Uns ist klar, dass diese Regelungen zu diskutieren sind. Ich bin gespannt, welche Rückmeldungen Sie mir und uns nach meiner Grundsatzrede geben werden. Im Januar werden wir im Presbyterium wieder zusammensitzen und erneut über unser Gottesdienstangebot beraten.

Da sprach der Herr zu Mose: Siehe, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen, und das Volk soll hinausgehen und täglich sammeln. 

Aber: das Presbyterium hat ja nicht nur Gottesdienste gestrichen oder umgeschichtet, sondern auch Neues auf den Weg gebracht. 

Haben Sie die Angebote der Sommerkirche wahrgenommen?
Ein Gottesdienst auf einem Spielplatz. 
Ein Gottesdienst für Hundebesitzer mit ihren Hunden. 
Ein Gottesdienst im Gerätehaus der Feuerwehr. 
Ein Gottesdienst unterwegs, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. 
Ungewöhnliche Gottesdienste an ungewöhnlichen Orten. Und wer weiß: vielleicht feiern wir im nächsten Jahr einen Senfgottesdienst vor der Senfmühle oder einen Gottesdienst im Gartencenter Pötschke.

Der Schwiegervater von Moses sprach zu ihm: Es ist nicht gut, wie du die Gemeinde leitest. Das Geschäft ist dir zu schwer; du kannst es allein nicht ausrichten. Mose gehorchte dem Wort und erwählte redliche Leute und machte sie zu Häuptern über das Volk.

Angesichts der reduzierten pastoralen Ressource hat das Presbyterium ein sehr inovatives Projekt auf den Weg gebracht. Wir haben eine Stelle einer Gemeindemanagerin oder eines Gemeindemanagers ausgeschrieben. Mit dieser Stelle geht es nicht nur um Entlastung der Pfarrerinnen und Pfarrer von Verwaltungsaufgaben. Es geht vor allem darum, die vielen Prozesse im Bereich Finanzen, Gebäude, Mitgliederwerbung, Spenden zu optimieren. 

Diese neue Stelle ist nicht nur eine Verwaltungsstelle. Die neue Hauptamtliche oder der neue Hauptamtliche sollen im Pastoralteam mitarbeiten und mit den Kirchmeisterinnen und Kirchmeistern vernetzt sein. 14 gute Bewerbungen sind bei uns eingegangen. Fünf Bewerberinnen und Bewerben werden sich uns Ende des Monats vorstellen. Wir sind gespannt.

Mit den Strukturbeschlüssen hat sich auch so manches in der äußeren Gestalt unserer Kirchengemeinde verändert. Zum Beispiel unsere Kirchenzeitung. Die Schwerpunkte unserer Pfarrerinnen und Pfarrer finden Sie jetzt farblich voneinander abgesetzt in der Kirchenzeitung wieder. Eine entsprechende Umgestaltung der Website steht noch aus. Seit Sommer gibt es nun drei Newsletter: einen für die Stadtkirchenarbeit, einen mit Gedichten von Tom Damm und einen für den Bereich Kinder, Jugend und Familie.

Mit einer groß angelegten Aktion haben wir in diesem Jahr alle Haushalte in Schwerte angeschrieben, in denen mindestens eine Evangelische bzw. ein Evangelischer wohnt. Bis Ende November haben Sie die Möglichkeit, uns mitzuteilen, ob Sie die Kirchenzeitung in gedruckter Form oder digitaler Form haben möchten, ob Sie sich die Kirchenzeitung abholen oder per Post zuschicken lassen möchten. Daniel Groß ist vorbereitet und wird, sofern Sie das wünschen, nachher eine Zwischenergebnis vorstellen.

Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen. Ich kann zum Beispiel berichten, dass wir mit der verschickten Kirchenzeitung noch einmal einen Schwung von Anmeldungen für den Konfirmandenunterricht bekommen haben.

Und die ganze Gemeinde der Israeliten zog aus der Wüste Sin weiter ihre Tagesreisen. Und sie haderten mit Mose und sprachen: gib uns Wasser, dass wir trinken können. Wir haben Durst.

Als Kirche erleben wir tatsächlich eine Durststrecke. Die Kirche verliert mehr und mehr an Rückhalt in der Gesellschaft. Das Jahr 2022 war das erste Jahr, in dem es in Deutschland mehr Menschen gibt, die nicht kirchlich gebunden sind als die, die einer Kirche angehören. Allein in unserer Gemeinde sind bis zum 9. November diesen Jahres 150 Personen aus der evangelischen Kirche ausgetrete. 150! Mir tut es weh, wenn Menschen aus der Kirche austreten. Es mag ihre persönliche Entscheidung sein, aber uns ist es nicht gelungen, sie mit unseren Angeboten zu erreichen.

Eine weitere Wüstenerfahrung war und ist die Corona-Pandemie. Die Medien sprechen immer wieder davon, dass die Pandomie vorbei sei. Das nehme ich anders wahr. Immer wieder erkranken im Umfeld unserer Gemeinde Menschen an Corona. Oft ist die Erkrankung harmlos, manchmal aber auch lebensgefährlich. Mittlerweile sind über 155.000 Menschen mit oder an Corona gestorben. Wir trauern mit den Opfern und mit den Hinterbliebenen. 

Ganz nebenbei hat Corona auch unsere Gemeinde verändert. Wir sind dankbar, für die vielen Menschen, die unsere Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen wieder besuchen, aber wir nehmen wahr, dass eine ganze Reihe von Menschen sich in der Sorge um Corona aus unserer Gemeinde zurückgezogen haben. Vor allem die Seniorenkreise und Chöre leiden unter Mitgliederschwund.

Und dann begann der Krieg in der Ukraine. Das war der 24. Februar 2022. Mit einem Schlag war die Epoche der Nachkriegszeit zu Ende. Damals konnten wir noch nicht erahnen, dass sich unsere selbstverständliche Lebensweise in vielen Bezügen verändern würde. 

Wissen Sie, dass wir seitdem ein wöchentliches Friedensgebet anbieten? An jedem Mittwochvormittag um 11.30 Uhr zu Marktzeiten hier in der St. Viktor Kirche.

Aktuell sind 34.000 Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland geflüchtet, und auch in Schwerte sind viele Kriegsflüchtlinge angekommen. Aber die Ukraine ist nicht das einzige Kriegsgebiet. Aus vielen anderen Ländern kommen Flüchtinge zu uns, um einfach zu überleben.

Ich beziehe hier sehr eindeutig Stellung: als Christen glauben wir an die Liebe Gottes, die allen Menschen gilt, und deshalb dürfen wir als Christinnen und Christen niemanden ausschließen. Es mag vernünftige und politische Argumente geben, unsere Grenzen nur gesteuert durchlässig zu halten,  aber wir als Kirche müssen angesichts der Liebe Gottes handeln und alles tun, damit die Geflüchteten bei uns Unterkunft und Menschenwürde finden. 

Das umzusetzen, ist nicht einfach. Auch wir als Presbyterium haben natürlich überlegt, ob wir Geflüchteten dauerhaften Wohnraum zur Verfügung stellen können. Wir haben lang und immer wieder darüber debattiert, ob wir die Ursula-Werth-Begegnungsstätte, die ja eine abgeschlossene Wohnung in einem Wohnhaus ist, zugunsten von Geflüchteten aufgeben. Das war eine schwere Entscheidung. Letztendlich haben wir uns dazu durchgerungen, den kirchlichen Standort in Wandhofen nicht aufzugeben, sondern auch weiterhin unseren Gruppen und Kreisen einen Treffpunkt zu ermöglichen.

Aber: unsere Kirchengemeinde ist dennoch nicht untätig. Wir haben im Herbst 2022 kurzfristig einem Vater mit seinem 8jährigen Sohn Kirchenasyl gewährt. Das haben wir nicht an die große Glocke gehängt, aber uns war wichtig, den beiden Gästen aus Afghanistan die Möglichkeit zu geben, einen weiteren Gerichtsentscheid in einem sicheren Umfeld abzuwarten. Die beiden wurden von Mitgliedern des AK Asyl versorgt. Zwei Ehrenamtliche unserer Gemeinde haben die in die deutsche Sprache eingeführt. 

Vielleicht wissen Sie, dass wir samstags das Gemeindezentrum für ein Begegnungscafe öffnen, an dem viele Gäste und Einheimische teilnehmen. Und: wir beteiligen uns in ökumenischer Verbundenheit an der Finanzierung einer Stelle, die die Flüchtlingsarbeit des AK Asyl koordiniert.

Mit der Ukraine-Krise hat sich auch eine Energiekrise eingestellt. Auch für uns sind die Verteuerungen der Energiekosten eine große Herausforderungen. Wir können noch gar nicht überblicken, was das für uns bedeutet. Aber Sie können sich vorstellen: wenn schon bei Ihnen zuhause die Kosten unter die Decke gehen, dann erst recht für Häuser wie das Johanneshaus oder das Gemeindezentrum Geisecke oder für unsere Kirchen. Wir haben bisher beschlossen, die Raumtemperatur in allen gemeindlichen Häusern auf maximal 19 Grad abzusenken. Die Ehrenamtlichen vor Ort entwickeln aktuell weitere Einsparmöglichkeiten. Aber es bleibt schwierig und angespannt. Die Kirchengemeinde saniert aktuell ihren beiden Pfarrhäuser in Villigst und am Alten Dortmunder Weg unter energetischen Gesichtspunkten. Im Küsterhaus Schwerterheide sind neue Türen eingebaut worden, im Küsterhaus Villigst sind neue Fenster in Auftrag geben worden. Und: es zeichnet sich eine Kooperation mit dem Verein Renergie Ruhr-Hellwig ab und damit die Realisierung einer Photovoltaik-Anlage. Nichtsdestotrotz ist eine Schieflage in unserem Haushalt zu erwarten.

Und du sollst eine Wohnung machen für die Bundeslade aus zehn Teppichen von gezwirnter feiner Leinwand, von blauem und rotem Purpur und von Scharlach.

Wir haben nicht die Ehre, die Bundeslade mit den Zehn Geboten bei uns zu beherberen, aber wir wir haben ein kostbares Gotteshaus, eine wertvolle Schatzkiste für seine Verheißungen. 

Dass unsere Gemeinde im Umbau begriffen ist, sehen Sie auch an unserer St. Viktor Kirche. Seit Monaten stehen die Bauzäune und -gerüste. Von Montag bis Donnerstag arbeiten die Dachdecker aus Thüringen, wenn das Wetter es zulässt, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Jeden Tag gibt es dazu Dinge zu beschließen. Ich verfolge nur den Mailverkehr, aber in diesem Zusammenhang ist Herrn Feldmann, Herrn Groth und natürlich unserem Architekten Herrn Harder herzlichst zu danken. 

Vor ein paar Tagen hat die Obere Denkmalbehörde einen ersten Teil des ersten Bauabschnittes abgenommen. Trotzdem ist noch viel zu tun. Herr Groth hat schon die Anträge für den zweiten Bauabschnitt gestellt. Dann geht es um die Sanierung des Kirchturms und der Außenwand unserer Kirche. Gerade in diesen Tagen ist eine größere Spende der Sparkasse bei uns eingegangen. Großartig und vielen Dank dafür. 

Als Wunder und damit als Gottesgeschenk habe ich einen Anruf aus Berlin in der letzten Woche angesehen: der Haushaltsausschuss des Bundestages wird auch den zweiten Bauabschnitt großzügig fördern, und zwar mit einer Summe jenseits der 585.000 Euro. Trotzdem bleibt unsere Aufgabe, verantwortlich zu haushalten. Wir müssen in aller Ruhe prüfen, ob und wann wir den zweiten Bauabschnitt in Angriff nehmen. Denn trotz dieser wunderbaren Zuschüsse bleibt ein großer Eigenanteil, den wir selber stemmen müssen. Für den ersten Bauabschnitt zum Beispiel rund 400.000 Euro. Wir sind auch weiterhin auf Ihre Spenden angewiesen. Danke für große und kleine Beträge, die bei uns eingehen.

Meine Darstellung hört sich so an, als ob wir im Moment nur Schwieriges vor der Brust haben. Manchmal habe ich tatsächlich den Eindruck, dass das Belastende überwiegt. Dann muss ich mich selber daran erinnern, dass wir auch viel Schönes erleben. 

Für den kommenden Konfi-Jahrgang haben sich schon wieder über 70 Jugendliche angemeldet. Über 70 Jugendliche, die unsere Gottesdienste mitfeiern und sich Gedanken über Glaube und Gott machen werden. Ich finde das in jedem Jahr wieder neu großartig. 

Wir feiern monatlich Krabbel- und Jugendgottesdienste in unserer Gemeinde. Das ist etwas ganz Besonderes. Das unterscheidet uns auch von anderen Gemeinden. 

Im Sommer haben wir ein großartiges Kinderchormusical erlebt: das Geheimnis der Wartburg. Vor ein paar Tagen wurde es zum zweiten Mal aufgeführt.

Unsere Pfarrerin Anthea Haacke wurde hier in der St. Viktor Kirche ordiniert. Wie schön, dass wir mitfeiern durften.

Ein Fernsehgottesdienst wurde aus unserer St. Viktor Kirche übertragen, mit einer unvorstellbaren Reichweite. Sie können davon ausgehen, dass rund 1,4 Millionen Menschen vor den Bildschirmen mitgefeiert haben. 

Oder die beiden Tauffeste an der Ruhr und die vielen zusätzlichen Taufgottesdienste. Feste des Lebens und der Zusagen Gottes. 120 Kinder, Jugendliche und Erwachsene durften wir bis zum 9. November 2022 in diesem Jahr taufen. 21 Personen sind in die evangelische Kirche und damit in unsere Gemeinde eingetreten. Es scheint doch noch attraktiv zu sein, Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde Schwerte zu sein. 

Ich persönlich empfand die Begegnungen mit der Maranatha-Gemeinde als Höhepunkt. Ich durfte im Rahmen ihres internationalen Gottesdienstes predigen; wenig später waren Pastor Sinnathurei und einige Ehrenamtliche aus seiner Gemeinde bei uns in der St. Viktor Kirche zu Gast.

Oder im nächsten Jahr? Da wird unser Altar 500 Jahre alt. Ein interessantes Begleitprogramm wird gerade vorbereitet. Alt-Präses Buß wird unser Gastredner sein. Wie schön, dass vor 500 Jahren Antwerpener Handwerker unseren Altar gestaltet und aufgebaut haben und dass er heute noch fast unverändert von Maria und ihrem Sohn Jesus Christus erzählt.

Aus allen Bereichen unserer Gemeinde könnte ich Beispiele von gelungenen Aktionen und Veranstaltungen erzählen, und immer wieder würde deutlich werden: Gott hat uns nicht vergessen; er ist immer noch fröhlich am Werk.

Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe.

Wir sind noch nicht am Ziel. Die Wanderung durch die Wüste geht weiter. 
Aber wir dürfen die vor uns liegende Zeit als eine Zeit mit Gott ansehen. 
Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott selber uns durch die kommende Zeit führen wird.

Ich mache keinen Hehl daraus: alle Prognosen haben dieselbe Botschaft: 
die beschriebenen und erlebten Veränderungen sind nur der Anfang. Ich gehe davon aus, dass wir innerhalb von drei Jahren nur noch fünf Pfarrerinnen und Pfarrer in der Region sind, Ergste und Westhofen mit eingeschlossen. Ich gehe davon aus, dass bei weiteren Pensionierungen, die in den nächsten Jahren anstehen, keine dieser Pfarrstellen wiederbesetzt wird.

Das heißt, dass wir möglicherweise schon 2027 nur noch 2 Pfarrstellen in Schwerte haben bzw. 3 in der Region. Damit ist klar: unsere Gemeinde wird schon in wenigen Jahren komplett anders aussehen als heute. 

Wir müssen unsere Gemeinde neu erfinden. 
Wir brauchen Menschen, die den Mut haben, ganz andere Gemeindestrukturen zu denken. 
Möchten Sie, dass unsere Gemeinde in zehn Jahren noch eine lebendige einladende Gemeinde ist? Haben Sie Lust mitzudenken? 
Wir brauchen dringend neue Köpfe. 
Wir brauchen Menschen, die offen sind für Veränderungen, die Spaß daran haben, die Gemeinde der Zukunft zu bauen. 
Wir brauchen jetzt schon Menschen, die bereit sind, im Presbyterium mitzuarbeiten; denn jetzt schon haben wir die eine oder andere Stelle unbesetzt. 
Im Jahr 2024 stehen dann die nächsten Kirchwahlen an; dann müssen die Presbyteriumsmitglieder neu gewählt werden. Einige von den jetzigen Presbyterinnen und Presbytern werden aus Altersgründen nicht mehr weitermachen.

Wir brauchen Sie! 

Wir brauchen Ihre Ideen! Ihre Besonnenheit! Ihren Weitblick! Ihre Expertise! Ihre Freude, unsere Kirchengemeinde neu aufzubauen! 
Bitte: prüfen Sie, ob Sie sich in der zukünftigen Kirchengemeinde engagieren wollen. 
Wir brauchen Sie mehr denn je. 

Wissen Sie, mit welchen Worten die Erzählung von der Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste endet? Im 40. Kapitel des 2. Buches Moses heißt es:

Die Wolke des Herrn war bei Tage über der Wohnung, und bei der Nacht ward sie voll Feuers vor den Augen des ganzen Hauses Israel, solange die Wanderung währte.

In habe meinen Bericht über die aktuelle der Kirchengemeinde ganz bewusst mit der Exodusgeschichte verknüpft, weil ich unsere Geschichte mit der Geschichte Gottes verknüpft sehe. Ich glaube an einen Gott, der mit dem wandernden Gottesvolk unterwegs ist.
Ich glaube an einen Gott, der uns als Kirchengemeinde durch schwierige Jahre hindurch begleiten wird.
Er hilft und segnet uns auf unserem Weg. 
Er schenkt uns Kraft, damit wir uns den Herausforderungen dieser Zeit stellen können.
Er macht uns Mut, damit wir nicht aufgeben.
Und unser Gott kennt heute schon die Zukunft unserer Kirchengemeinde und bereitet sie vor.  Als Mose Gott im brennenden Dornbusch sah, fragte er ihn:

Wie ist dein Name? Und Gott antwortete: ich werde sein, der ich sein werde. Ich bin der Gott, der immer für dich da sein wird.  

Vielen Dank für Ihre Geduld. Ich gespannt auf ihre kritischen Anmerkungen, auf Ihre Rückfragen, auf Ihre Ideen. Dankeschön. 

Hartmut Görler